Sie sind sich unsicher, ob niederländische Klinik-Standards so gut sind wie deutsche? Dann haben wir in diesem Artikel einige wichtige Infos für Sie! Denn, was gefährliche multiresistente Krankenhauskeime betrifft, sind Kliniken in den Niederlanden – wie auch unsere Acuraklinik – sicherer als deutsche. Woran das liegt, lesen Sie im Folgenden.
Warum sind Keime wie MRSA so gefährlich?
MRSA bedeutet Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus. Bakterien der Art Staphylococcus aureus kommen auf Haut und Schleimhäuten vieler gesunder Menschen vor. Meist siedeln sie z. B. in Nasenvorhof, Rachen, Achseln und Leisten, ohne die Betroffenen krank zu machen.
Die Bakterien können gegen das Antibiotikum Methicillin und andere Antibiotika resistent, also unempfindlich werden. Das macht sie tendenziell gefährlich, denn gelangen diese Bakterien über Wunden oder durch Schleimhäute in den Körper, können sie bei Risikopatienten bisweilen schwerwiegende Infektionen verursachen, die nur schwer bekämpft werden können.
Risikopatienten sind:
- Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem
- Krankenhauspatienten und chronisch Pflegebedürftige in Seniorenheimen
- Dialysepatienten, Diabetiker
- Patienten mit Fremdkörpern wie Kathetern, einer Öffnung der Luftröhre nach außen, Gelenkersatz
- Menschen mit Hautverletzungen wie Brandverletzungen oder chronischen Wunden
Besonders bei abwehrgeschwächten, älteren Patienten und Säuglingen kann eine MRSA-Infektion schwer verlaufen, z. B. mit Hautentzündungen (Geschwüre oder Eiteransammlungen), Wundinfektionen, Entzündungen einzelner Organe oder einer Blutstrominfektion (Sepsis).
MRSA kommen vor allem dort vor, wo häufig Antibiotika eingesetzt werden, also meist in Krankenhäusern. Daher spricht man auch von Krankenhauskeimen.
Prävention von Krankenhausinfektionen durch search-and-destroy-Strategie in den Niederlanden
Die Niederländer sind Vorreiter für die perfekte Keim-Verhütung, denn sie stecken in ihren Kliniken viel mehr Energie in Kontrolle und Prävention. Auf diese Weise sollen Krankenhausinfektionen verhindert, erkannt und besser bekämpft werden.
Das zeigen auch Statistiken: Laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hatten die Niederlande schon im Jahr 2013 gemeinsam mit Norwegen (0,7 Prozent) und Schweden (1,0 Prozent) die geringste „MRSA-Durchseuchung“ der Bevölkerung in Europa.
Was aber machen die niederländischen Kliniken anders?
- Bereits in den 80er-Jahren hat man mit der Bekämpfung von MRSA und anderen multiresistenten Keimen begonnen und dazu eine spezielle Strategie entwickelt: Diese besteht aus einer isolierten Versorgung der Patienten mit MRSA sowie dem aktiven Aufspüren und Behandeln von Patienten mit MRSA (search-and-destroy-Strategie). Dazu hat jede niederländische Klinik einen Krankenhaushygieniker, der sich ausschließlich um das Erkennen, Verhindern und Bekämpfen multiresistenter Keime kümmert. In Deutschland wurde eine vergleichbare Bekämpfungsstrategie erst viel später ins Leben gerufen.
- Bei der Krankenhausaufnahme werden alle Risikopatienten – am besten schon vor der stationären Aufnahme – auf antibiotikaresistente Keime getestet. Und das, ob sie Infektionssymptome aufweisen oder nicht. Ist ein Patient bereits in der Klinik, wird er isoliert, bis die Testergebnisse bekannt sind. So sollen Ansteckungen anderer Personen verhindert werden.
- Mikrobiologen und Hygieneärzte betreuen Risikopatienten, die Reinigungskräfte sind entsprechend geschult, die Hygieneregeln rund um Desinfektion sind streng. In Deutschland gilt erst als Risikopatient, wer erkrankt ist.
- Alle medizinischen Einrichtungen halten die strengen Richtlinien strikt ein. Sie werden durch die „Inspektion für das Gesundheitswesen“ daraufhin kontrolliert.
- Der Gebrauch von Antibiotika ist in den Niederlanden deutlich geringer als in Deutschland. Auf diese Weise werden Bakterien nicht so schnell resistent gegen das Medikament. Niederländische Mediziner werden bei der Verwendung von Antibiotika von Seiten des Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu (RIVM) kontrolliert, einer Behörde, die für öffentliche Gesundheit und Umweltschutz zuständig ist.
Deutsche Kliniken schauen sich das Konzept ab
Natürlich wird auch in Deutschland viel gegen MRSA getan: Es bestehen ebenfalls Konzepte zur Bekämpfung, die Hygienestandards sind hoch – aber dennoch lassen sich Prozesse optimieren. Die Niederländer machen es vor: es geht!
Daher hilft nun auch das Netzwerk „EurSafety Health-Net“ medizinischen Einrichtungen bei der Umsetzung des „Anti-Keim-Konzepts“. Inzwischen sind es schon 118 auf der deutschen Seite. Bereits seit 2009 haben sich Universitäten, Gesundheitseinrichtungen und öffentliche Gesundheitsdienste in der deutsch-niederländischen Grenzregion diesem Netzwerk angeschlossen.
© Foto “Staphylococcus aureus MRSA” von iLexx | elements.envato.com